Sektorenkopplung mit Wind-Wasserstoff
50 km nördlich von Stuttgart, am DLR-Standort Lampoldshausen, entsteht derzeit ein Stück Energiezukunft. In Lampoldshausen befndet sich mit dem DLR-Institut für Raumfahrtantriebe einer der größten Wasserstoffnutzer Europas und, in direkter Nachbarschaft, der derzeit größte Windpark in Baden-Württemberg. Auf Basis dieser Infrastrukturen bauen das DLR-Institut für Raumfahrtantriebe und die ZEAG Energie AG gemeinsam ein wasserstoffbasiertes, vernetztes Energiesystem auf. So wird Sektorenkopplung von Energiewirtschaft, Verkehr und Raumfahrt im Megawatt-Maßstab realisiert.
Das Anlagenkonzept im Projekt H2ORIZON besteht aus zwei wesentlichen Komponenten. Eine ist die regenerative Wasserstofferzeugung auf Basis von Windenergie. Die Polymer-Elektrolyt-Membran-Elektrolyse (kurz PEM-Elektrolyse) hat eine Anschlussleistung von rund 1 Megawatt und wird direkt an den Windpark „Harthäuser Wald“ angeschlossen. Der Wasserstoff wird aufbereitet, verdichtet und direkt in spezielle Transportfahrzeuge, sogenannte Tube Trailer, für die Verteilung abgefüllt. Zum anderen wird mit H2ORIZON eine neue Anlage zur Versorgung des DLR-Standorts mit Wärme und Strom errichtet. Die beiden Gasmotoren-Blockheizkraftwerke (BHKW) mit einer Gesamtleistung von 1,6 Megawatt (thermisch) bzw. 1,4 Megawatt (elektrisch) werden neben der konventionellen Versorgung mit Erdgas auch direkt an die Wasserstofferzeugung angeschlossen.
Das DLR-Institut für Raumfahrtantriebe bringt im Projekt H2ORIZON als einer der größten Wasserstoffnutzer Europas sein Wissen im Umgang mit Wasserstoff ein und kann auf ausgeprägte Fachkompetenzen des gesamten DLR an der Schnittstelle zu Wasserstoff in den Bereichen Raumfahrt, Luftfahrt, Energie, Verkehr und Sicherheit zurückgreifen. Die ZEAG Energie AG als ältester Drehstromversorger der Welt deckt den Bereich der Energiewirtschaft ab und kennt die Herausforderungen beim Betrieb von Erneuerbare-Energien-Anlagen und Stromnetzen sowie die Bedingungen für die erfolgreiche Teilnahme am Energiemarkt.
Die Infrastruktur und das Know-how der beiden Projektpartner werden als „Testfeld H2ORIZON“ ab Januar 2019 potenziellen Partnern aus Industrie, hier insbesondere auch kleinen und mittleren Unternehmen, und der Wissenschaft verfügbar gemacht. Mit dem „Testfeld H2ORIZON“ wollen es DLR und ZEAG ermöglichen, dass am DLR-Standort Lampoldshausen neue technologische und konzeptionelle Lösungen rund um das Thema Wasserstoff erforscht, entwickelt, demonstriert und validiert werden.
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Thorben Andersen · E-Mail: thorben.andersen@dlr.de · DLR.de