Ein Astronauten-Assistenzsystem für die Internationale Raumstation
Sprachassistenten unterstützen Menschen bei ihrer täglichen Arbeit – und auch Astronauten auf der ISS. Als Crewmitglied ist CIMON (Crew Interactive MObile companioN) ein fliegender und smarter Astronautenassistent, ausgestattet mit Künstlicher Intelligenz (KI). Das CIMON kann dabei sehen, hören, verstehen und sprechen. Kameras und Software zur Gesichtserkennung, zur Orientierung und zur Videodokumentation dienen ihm als „Augen“. Ultraschallsensoren messen Abstände, um Kollisionen zu vermeiden. Seine „Ohren“ sind mehrere Mikrofone, mit deren Hilfe der Sprecher im Raum lokalisiert werde kann und Richtmikrofone für die Spracherkennung. Zwölf Rotoren ermöglichen es CIMON, sich in Schwerelosigkeit frei in alle Raumrichtungen bewegen und zu drehen. So kann er den Astronauten bei ihren verschiedenen Aufgaben an Bord der ISS folgen und sogar ein Kopfnicken oder -schütteln simulieren. Er ist rund, hat einen Durchmesser von 32 Zentimetern und wiegt fünf Kilogramm.
Sein robotisches Vorbild war in den 1980er Jahren in der Zeichentrickserie „Captain Future“ Professor Simon Wright, das „fliegende Gehirn“ mit Sensoren, Kameras und einem Sprachprozessor. Fast 40 Jahre später ermöglicht CIMON es Astronauten wie Alexander Gerst, Luca Parmitano und Matthias Maurer, beide Hände frei zu haben, denn er muss zum Beispiel keinen Computer manuell bedienen. Durch den vollständig sprachgesteuerten Zugriff auf Dokumente und Medien kann der Astronaut „bequem“ durch Bedienungs-, Reparaturanleitungen und Prozeduren für Experimente und Anlagen navigieren. CIMON dient somit als komplexe Datenbank mit allen notwendigen Informationen für Arbeiten auf der ISS und kann zeitgleich als mobile Kamera für Dokumentationszwecke genutzt werden. Doch CIMON hilft nicht nur auf der ISS. Auf der Erde soll er Innovationen für Anwendungen im Bereich der robotischen Industrieproduktion, der Bildung sowie der Medizin und Pflege vorantreiben.
CIMON wurde als Auftrag der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz an Airbus vergeben und für den Einsatz auf der ISS entwickelt und von IBM mit der Watson KI-Technologie ausgestattet. Die menschlichen Aspekte wurden von Wissenschaftlern des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) mitentwickelt. CIMON war erstmals mit dem deutschen ESA-Astronauten Alexander Gerst auf der ISS im Einsatz.
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Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Dr. Christian Rogon · E-Mail Christian.Rogon@dlr.de