DLR-Wissenschaftspreis
Zur Anerkennung herausragender wissenschaftlicher und technischer Leistungen vor allem jüngerer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vergibt das DLR alljährlich den Wissenschaftspreis. Vergeben werden bis zu zwei Einzelpreise in Höhe von jeweils bis zu 10.000 Euro; die Einzelpreise können auf mehrere Preisträger aufgeteilt werden.
Der DLR-Wissenschaftspreis 2024 wurde an die zwei Preisträgergruppen vergeben.
Gruppe 1
Im Rahmen des Zulassungsprozesses neuer Luftfahrzeuge erfolgt eine Lärmzertifizierung, die dem Schutz der Anwohnerinnen und Anwohner an Flughäfen vor übermäßigen Lärmbelastungen dienen soll. Dabei erfolgt die Messung des Lärms an fest definierten Messpunkten entlang des An- und Abfluges. Die gemessenen Lärmpegel müssen dabei die jeweils gültigen gesetzlichen Grenzwerte einhalten. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, bereits in früheren Phasen der Flugzeugentwicklung abschätzen zu können, ob neue Luftfahrzeugtypen zertifizierungsfähig sein werden. Für zivile Überschallflugzeuge wurde daher ein institutsübergreifender Simulationsprozess entwickelt, der den Lärm basierend auf dem Flugzeugvorentwurf sowie simulierten An- und Abflugbahnen unter Verwendung von sem-empirischen parametrischen Schallentstehungsmodellen berechnet. Darüber hinaus ermöglicht der Prozess die Einbindung höherwertiger Verfahren zur Berechnung der aerodynamischen Eigenschaften und einzelner Schallquellen am Flugzeug.
Der entwickelte Prozess dient der Bewertung von neuartigen Flugzeugen, sowie der Abschätzung von lärmreduzierenden An- und Abflugbahnen. Diese Prozesskette wurde angewendet, um das Lärmreduktionspotential zweier Änderungen am Beispiel eines zweistrahligen Überschall-Geschäftsreiseflugzeuges aufzuzeigen. Zum einen wurde eine zusätzliche Schubreduzierung vor dem eigentlichen Cutback-Punkt untersucht und zum anderen eine erhöhte Abfluggeschwindigkeit, welche die schlechte aerodynamische Effizienz der Überschallflugzeuge bei niedrigen Fluggeschwindigkeiten verbessert. Diese beiden Änderungen sollen als „Variable Noise Reduction Systems“ umgesetzt werden. Dabei handelt es sich um vollständig automatische Systeme, die ohne zusätzlichen Arbeitsaufwand durch die Piloten funktionieren.
Zur Unterstützung laufender internationaler Entscheidungsprozesse in der Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) wurden die Ergebnisse der durchgeführten Studien in verschiedenen Arbeitsgruppen eingebracht.
Preisträger:
Michel Nöding
Prof. Dr.-Ing. Lothar Bertsch
Dr.-Ing. Robert Jaron
Dr.-Ing. Martin Plohr
Die Arbeit wurde in der Special Issue „Aircraft Noise“ des MDPI im Dezember 2021 veröffentlicht.
Ich bin…
Michel Nöding, Wissenschaftler am Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik (AS-HEL) am DLR in Göttingen.
Ich beschäftige mich mit…
der Simulation von Start- und Landelärm verschiedener Flugzeugkonzepte, mit einem besonderen Schwerpunkt auf zivile Überschallflugzeuge. Dazu zählen die Weiterentwicklung und Validierung bestehender Lärmvorhersageverfahren, ihre methodische Erweiterung um realitätsnahe Ausbreitungs- und Installationseffekte sowie die parametrische Identifikation von Auslegungs- und Betriebsbedingungen, die ein geräuscharmes Flugzeug ermöglichen.
Ich wurde mit dem Preis ausgezeichnet, weil…
wir in unserem Team und mit der Unterstützung zahlreicher weiterer Kollegen in verschiedenen Instituten des DLR eine Prozesskette entwickeln konnten, die es ermöglicht den Lärm der durch den Start bzw. die Landung eines zivilen Überschallflugzeugs entsteht bewertbar machen zu können. Hierzu wurde die entstandene Prozesskette auf verschiedene Entwürfe angewendet und damit wertvolle und belastbare Erkenntnisse über den Umwelteinfluss von zivilen Überschallflugzeugen gewonnen werden. Damit unterstützen wir den internationalen Entscheidungsprozess über zukünftige Lärmzertifizierungsregularien von zivilen Überschallflugzeugen und unterstützen den Weg zu einer umweltverträglichen Luftfahrt der Zukunft.
Für die Zukunft wünsche ich mir, …
dass wir mit unserer Forschung nachhaltig dazu beitragen, den Fluglärm weiter zu reduzieren und damit die Belastung von Menschen und Umwelt messbar zu verringern. Gleichzeitig hoffe ich, dass die interdisziplinäre und kollegiale Zusammenarbeit innerhalb des DLR auch künftig in dieser Form fortgeführt wird. Dazu zählt die Weiterführung von offenem Austausch, gegenseitiger Unterstützung und der gemeinsamen Begeisterung, neue technologische Lösungen zu entwickeln. Denn gerade diese vielfältige Teamarbeit über Instituts- und Fachgrenzen hinweg ist für mich einer der größten Motivationsfaktoren und macht die Forschung an einem so komplexen Thema besonders spannend und lohnenswert.
Ich bin…
Prof. Dr. Lothar Bertsch, Teamleiter am Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik (AS-HEL) am DLR in Göttingen.
Ich beschäftige mich mit…
dem Entwurf und der Bewertung neuer Flugzeugkonzepte im Kontext Fluglärm. Im Team entwickeln wir eigene Simulationswerkzeuge und bauen Prozessketten auf, um eine möglichst realistische Bewertung existierender und neuer Flugzeugkonzepte zu ermöglichen. Dabei initiieren wir u.a. auch Flugversuche und Benchmark Tests, um die entsprechenden Prognoseergebnisse auf Plausibilität zu prüfen und ggfs. zu validieren. Im Rahmen dieser Arbeiten sind wir eng mit anderen DLR Abteilungen verbunden, um z.B. die Erkenntnisse zu neuen Technologien für einzelne Komponenten am Fluggerät einer gesamtheitlichen Bewertung zu unterziehen. Die Erkenntnisse werden u.a. zur Entscheidungsfindung in Behörden und internationalen Gremien verwendet.
Ich wurde mit dem Preis ausgezeichnet, weil…
ich das Glück hatte, mit wunderbaren Kollegen innerhalb des DLR an einem hoch aktuellen und spannenden Fachgebiet zu forschen. Die Bewertungsfähigkeit, die im Team aufgebaut wurde, ermöglicht die Bewertung nicht existierender neuer Technologie im Bereich ziviler Überschallflugzeuge auf ihre Auswirkung auf Lärm und lokale Luftqualität hin. Durch die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit ist eine belastbare Einschätzung ermöglicht worden, wie sich neue zivile Überschallflugzeuge unter verschiedenen Regelvorschlägen zertifizieren lassen. Diese Erkenntnisse werden unmittelbar in die entsprechenden Arbeitsgruppen der ICAO CAEP eingebracht.
Was mich an dem Projekt besonders motiviert hat, war, dass…
eine Bewertung der neuen zivilen Überschallflugzeuge nur in unserem multidisziplinären Team möglich ist. Es liegen keine Validierungsdaten vor, um die Qualität der Simulationsergebnisse einschätzen zu können.
Sämtliche Erkenntnisse können nicht mit vorliegenden Daten validiert werden, wie man es z.B. bei entsprechenden Unterschallflugzeugen vergleichen würde. Nur dank den guten internationalen Verbindungen der im Projekt beteiligten Personen ist es ermöglicht worden, die neu gewonnen Ergebnisse direkt mit entsprechenden Daten anderer Forscher/innen von NASA und JAXA zu vergleichen. Ergebnisse konnten direkt auf ICAO Ebene mit anderen Experten diskutiert werden. Fundamentale Schwachstellen konnten ermittelt und behoben werden, wie z.B. eine Vorhersage der Flugleistungen neuer ziviler Überschallflugzeuge alleine basierend auf Vorentwurfsmethoden. Insgesamt haben alle Projektbeteiligten in erheblichem Maße von der guten Zusammenarbeit und direkten Interaktion mit anderen Fachdisziplinen profitiert, d.h. DLR-weit und international. Dieser Aspekt hat mich am Projekt besonders motiviert.
Für die Zukunft wünsche ich mir,..
dass unser neu aufgebautes Netzwerk (DLR-weit und international) weiterhin existieren kann und gefördert wird. Ich freue mich sehr, dass wir ab 2026 einen internationalen Benchmark Test durch das DLR initiieren können. Ich bin sicher, dass die durch unsere grundlegenden Arbeiten jetzt möglichen Analysen langfristig beitragen, eine faire und faktenbasierte Diskussion zu den geplanten neuen zivilen Überschallflugzeugen und der Auswirkung auf die Umwelt zu ermöglichen.
Ich bin…
Dr. Ing. Robert Jaron, Abteilungsleiter Triebwerksakustik am Institut für Antriebstechnik (AT TRA) des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR) in Berlin.
Ich beschäftige mich mit…
der Erforschung und Modellierung von Lärmquellen von Luftfahrtantrieben sowie mit der Entwicklung lärmarmer Komponenten. Mein Forschungsspektrum reicht von der Weiterentwicklung konventioneller Triebwerke bis zu zukünftigen Antriebskonzepten wie Flugtaxis oder zivilen Überschallflugzeugen.
Ich wurde mit dem Preis ausgezeichnet, weil…
ich das Know-how der Abteilung zur Antriebsakustik erfolgreich in die Forschung an Überschallflugzeugen einbringen konnte. Diese Triebwerke stellen besondere Anforderungen: Um den Luftwiderstand im Überschallflug zu senken, sind sie deutlich kompakter ausgelegt und gleichzeitig für den Start überdimensioniert. Unsere Analysen zeigten, dass Startprofile mit geringerer Flughöhe, höherer Geschwindigkeit und reduziertem Schub besonders vielversprechend sind – vor allem in Verbindung mit variablen Düsen oder mehrstufigen Fans.
Was mich an dem Projekt besonders motiviert hat, war…
die Zusammenarbeit in einem interdisziplinären Team, das über vier Abteilungen aus zwei DLR Instituten hinweg in kurzer Zeit die Beratungsfähigkeit des DLR zu Fragen der Zertifizierung ziviler Überschallflugzeuge im Hinblick auf Lärm und Schadstoffemissionen aufgebaut hat.
Die Ergebnisse aus zwei internen und einem europäischen Forschungsprojekt bildeten die Grundlage unserer Beratung für die europäische Luftfahrtagentur EASA und flossen in die Arbeiten der internationalen ICAO CAEP Gruppen zur Entwicklung neuer Regelungen für Lärm und Emissionen ein.
Für die Zukunft wünsche ich mir…
dass wir mit unserer Forschung zu lärmarmen Luftfahrtantrieben weiterhin einen entscheidenden Beitrag leisten können, die Lärmbelästigung durch die Luftfahrt nachhaltig zu reduzieren. Denn technische Innovation ist für mich immer dann besonders wertvoll, wenn sie das Leben der Menschen spürbar verbessert.
Ich bin…
Dr.-Ing. Martin Plohr, Wissenschaftler in der Abteilung Triebwerk am Institut für Antriebstechnik (AT TWK) des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR) in Köln.
Ich beschäftige mich mit…
Methoden der Auslegung und Modellierung von Turbo-Strahltriebwerken sowie ihrer Abgas-Emissionen. Dies umfasst einerseits die Bewertung des Einflusses neuer Technologien im Gesamtsystem Triebwerk, andererseits aber auch die Abschätzung des Einflusses von Designentscheidungen und -vorgaben des Flugzeugentwurfs auf die Leistung und Umweltwirkung des Triebwerks. Mit diesen Ergebnissen trage ich u.a. auch zur Entscheidungsfindung in nationalen Behörden und internationalen Gremien bei.
Ich wurde mit dem Preis ausgezeichnet, weil…
ich mit der Auslegung eines Triebwerksmodells für ein modernes, ziviles Überschallflugzeug neue Erfahrungen zu einem bisher wenig untersuchten Themenfeld beitragen konnte. Insbesondere stellt die Kombination der aktuellen, strengen Lärmgrenzwerte und der physikalischen Gesetze des Überschallflugs eine besondere Herausforderung für die Triebwerksauslegung dar. Nur in der Kooperation mit den DLR-Kollegen aus den Forschungsbereichen Aerodynamik und Akustik konnte hier eine multidisziplinäre Bewertung des Entwurfs erreicht werden.
Was mich an dem Projekt besonders motiviert hat, war…
die Gelegenheit, im Rahmen einer die verschiedenen Fachrichtungen innerhalb des DLR übergreifenden Zusammenarbeit einen Beitrag zur Bewertung neuer Technologien und Konzepte ziviler Überschallflugzeuge zu leisten. Die Ergebnisse haben im nationalen und internationalen Rahmen wertvolle Beiträge zu den Diskussionen zu Fragen der Zulassung solcher Konzepte geleistet, die von sehr positiven Rückmeldungen begleitet waren. Aufbauend auf dieser institutsübergreifenden Zusammenarbeit wurden weitere Forschungsprojekte initiiert, um die Gesamtbewertungsfähigkeit solcher Konzepte innerhalb des DLR zu erhalten und zu stärken.
Für die Zukunft wünsche ich mir…
dass die gut etablierte Kooperation mit den Kollegen weiter geführt und ggf. ausgebaut werden kann, um die immer wichtiger werden Fragen der Umweltwirkungen des Luftverkehrs in ganzheitlichen Analysen bewerten zu können; und damit unsere Position als gefragter und unabhängiger Ansprechpartner nationaler und internationaler Behörden, aber auch der Industrie, weiter zu etablieren und auszubauen.
Gruppe 2
Ground observations of a space laser for the assessment of its in-orbit performance
Die Arbeit wurde im Februar 2024 in der renommierten Fachzeitschrift „Optica“ veröffentlicht. Die Publikation entstand im Rahmen einer Kooperation mit dem Pierre-Auger-Observatorium und der Europäischen Weltraumorganisation (ESA).
Die Aeolus-Mission der ESA mit dem weltweit ersten Doppler-Wind-Lidar ALADIN an Bord lieferte zwischen 2018 und 2023 globale Windprofile und trug maßgeblich zur Verbesserung der Wettervorhersage bei. Während der Mission zeigte sich jedoch eine stetige Abnahme des Lidar-Rückstreusignals, deren Ursache mithilfe bodengebundener Messungen der Laserenergie am Pierre-Auger-Observatorium untersucht werden konnte – eine bislang einzigartige Detektion eines auf einem Satelliten betriebenen Lasers vom Erdboden aus.
Das Pierre-Auger-Observatorium in Argentinien, spezialisiert auf die Detektion hochenergetischer kosmischer Strahlung, registrierte den Laserstrahl während der Überflüge von Aeolus. Die Rekonstruktion des Strahls vom All bis zum Boden ermöglichte eine unabhängige Bestimmung der emittierten Laserenergie über mehrere Jahre. Das Team des DLR-Instituts für Physik der Atmosphäre brachte in seiner Leitungsrolle im Aeolus Data Innovation and Science Cluster die beiden sehr unterschiedlichen Forschungsbereiche zusammen und nutzte die kombinierten Daten vom Observatorium und dem Satelliten, um die Ursache des Signalverlusts aufzuklären.
Die Arbeit markiert einen wichtigen Meilenstein, da sie erstmals Technologien der Satellitenfernerkundung und der Astroteilchenphysik verbindet und neue Perspektiven für aktuelle und zukünftige Weltraum-Lidar-Missionen wie EarthCARE und Aeolus-2 sowie für potenzielle Kalibrierungen zwischen Observatorien für kosmische Strahlung eröffnet.
Preisträger:
Dr. Oliver Lux
Dr. Isabell Krisch
Dr. Oliver Reitebuch
Ich bin…
Dr. Oliver Lux, Wissenschaftler am Institut für Physik der Atmosphäre (PA-LID) am DLR in Oberpfaffenhofen.
Ich beschäftige mich mit…
flugzeug- und satellitengestützten Lidar-Systemen für die Fernerkundung der Atmosphäre. Im Fokus meiner Arbeit stehen insbesondere die Laserquellen, die für diese Anwendung sehr hohe Anforderungen an Leistung, Frequenzstabilität und Strahlqualität erfüllen müssen. Ein Schwerpunkt der letzten Jahre war die ESA-Mission Aeolus, die erstmals globale Windprofile aus dem All lieferte.
Ich wurde mit dem Preis ausgezeichnet, weil…
die publizierte Arbeit erstmals demonstrierte, dass ein ultravioletter Laserstrahl aus dem All von einem Bodenobservatorium, das zur Detektion kosmischer Strahlung entwickelt wurde, präzise vermessen werden kann. Diese Verbindung von Spitzentechnologie im Weltraum und auf der Erde markiert einen bedeutenden Meilenstein – sowohl für die aktive Satellitenfernerkundung als auch für die Erforschung der Physik kosmischer Strahlung.
Was mich an dem Projekt besonders motiviert hat, war…
die enge Zusammenarbeit zweier sehr unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen. Beide konnten sich gegenseitig unterstützen und die Erkenntnisse aus den Satellitenüberflügen über dem Observatorium gewinnbringend nutzen.
Für die Zukunft wünsche ich mir, …
dass die entwickelte Messmethode in aktuellen und künftigen Lidar-Missionen wie EarthCARE und Aeolus-2 weiter etabliert wird. So können auch andere Forschungsgruppen von diesen Fortschritten profitieren.
Ich bin…
Dr. Isabell Krisch, ehemalige Wissenschaftlerin und Projektleiterin am Institut für Physik der Atmosphäre (PA-LID) am DLR in Oberpfaffenhofen. Seit Anfang 2025 bin ich beim Satellitenbauer OHB Projektleiterin im Bereich Erdbeobachtungsmissionen und Payload.
Ich beschäftigte mich am DLR mit…
der Messung von Spurengasen, Temperatur und Wind in der Atmosphäre mit Hilfe von Satelliten und flugzeuggetragenen Instrumenten. Diese Daten helfen dabei, die Dynamik der Erdatmosphäre besser zu verstehen und Wettermodelle zu verbessern. Ich unterstützte Oliver dabei das Aeolus DISC zu leiten und arbeitet daran die Datenqualität der Aeolus Windprodukte stetig zu verbessern.
Ich wurde mit dem Preis ausgezeichnet, weil…
ich in einem öffentlichen Vortrag erwähnte, dass ich im Aeolus DISC-Projekt arbeite. Daraufhin trat jemand vom Pierre-Auger-Observatorium an mich heran und berichtete, dass sie einmal pro Woche ein unbekanntes 50 Hz-Signal in ihren Messdaten beobachteten. Sie vermuteten, dass es sich dabei um das Lasersignal von Aeolus handeln könnte, womit sie Recht hatten. Im Rahmen der folgenden Zusammenarbeit konnte das Pierre-Auger-Team eine neue Methode zur Ableitung der Aeolus Laserenergie entwickeln und so die erste und einzige Bodenverifikation unserer Laserenergie durchführen. Weitere Untersuchungen führten darüber hinaus, zur Entdeckung eines Fehlers in der Aeolus Bodenprozessierung.
Was mich an dem Projekt besonders motiviert hat, war…
der ungeplante und zunächst zufällig wirkende Charakter der Zusammenarbeit. Besonders faszinierend war, dass durch die Kombination unterschiedlicher Methoden und Messdaten beide Partner zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen gelangten, die ohne diese Kooperation nicht möglich gewesen wären.
Für die Zukunft wünsche ich mir, …
viele weitere interdisziplinäre, internationale und interinstitutionelle Kooperationen. Wenn Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenkommen und sich austauschen, entsteht Innovation.
Ich bin…
Dr. Oliver Reitebuch, Senior-Wissenschaftler am Institut für Physik der Atmosphäre (PA-LID) am DLR in Oberpfaffenhofen.
Ich beschäftige mich mit…
der Physik der Atmosphäre und Ihrer Untersuchung mit verschiedenen Lidar-Methoden von Flugzeugen und Satelliten. Mein Schwerpunkt ist hierbei die Untersuchung der Dynamik der Atmosphäre und Verbesserung der Wettervorhersage mit Doppler-Wind Lidar Methoden – seit nahezu 25 Jahren bin ich in die Aeolus-Mission der ESA involviert und leite das Data Innovation and Science Cluster (DISC).
Ich wurde mit dem Preis ausgezeichnet, weil…
die unerwartete Detektion von ultravioletten Laserstrahlen von einem Observatorium für kosmische Strahlung in Argentinien zwei auf den ersten Blick sehr unterschiedliche wissenschaftliche Communities zusammenbringt – die der Erdbeobachtung und der kosmischen Partikelphysik. Beide verbindet aber, dass sie die Wechselwirkung von Licht in der Atmosphäre nutzen – was neue, spannende Forschung für beide Communities ermöglicht.
Was mich an dem Projekt besonders motiviert hat, war…
das Potential dieser neuen Entdeckung zu verstehen und weiter zu entwickeln – zudem sind es wirklich „coole“ Ergebnisse, wie uns das Feedback auf wissenschaftlichen Konferenzen und auf die publizierte Arbeit in einem Journal mit hoher Reichweite zeigen.
Für die Zukunft wünsche ich mir, …
dass wir diese neue Methode zur Validierung für die laufende ESA-Mission EarthCARE erforschen, die 2024 gestartet wurde und die zweite europäische Lidar-Mission mit einem Laser im ultravioletten Spektralbereich trägt. Aber vor allem auch, um eine neue Methode zu entwickeln, mit der sich die Energiekalibrierung von Observatorien für kosmische Strahlung an verschiedenen Standorten auf der Erde verbessern lässt – indem man die Laser auf den erdumlaufenden Satelliten gewissermaßen als „Kalibrations-Stern“ oder „Kalibrations-Transfer“ nutzt.
Der DLR-Wissenschaftspreis 2023 wurde an die zwei Preisträgergruppen vergeben.
Gruppe 1
Exploring planet geology through force-feedback telemanipulation from orbit
Die Arbeit wurde im April 2022 in der renommierten Fachzeitschrift „Science Robotics“ veröffentlicht. Die Publikation entstand im Rahmen einer Kooperation mit der Europäischen Raumfahrt Agentur (ESA) in der Analog-1 Mission.
Als Vorbereitung zukünftiger Missionen, in welchen Roboter Astronauten auf Planetenoberflächen unterstützen sollen, wurde ein Rover mit Roboterarm auf der Erde in diesem Analog-Szenario von der Internationalen Raumstation (ISS) aus durch einen Astronauten gesteuert. Hierbei kam ein Eingabegerät zum Einsatz welches dem Astronauten die Interaktionskräfte von Roboter und Umgebung darstellt. Mit dem publizierten, von Dr. Michael Panzirsch und Dr. Harsimran Singh entwickelten Regelungsansatz wurden trotz hoher Kommunikationsverzögerung von bis zu einer Sekunde deutlich höhere Robotergeschwindigkeiten, gleichzeitig aber auch eine sicherere Interaktion mit der Roboterumgebung als mit dem damaligen Stand der Technik ermöglicht.
Preisträger:
Dr. Michael Panzirsch
Dr. Harsimran Singh
Ich bin…
Dr. Michael Panzirsch, Wissenschaftler am Institut für Robotik und Mechatronik (RMC-RM) am DLR in Oberpfaffenhofen.
Ich beschäftige mich mit…
der Fernsteuerung von Roboterarmen und mobilen Systemen sowohl im Weltraum-, als auch im Pflegeassistenzkontext. Neben ergonomischen Gesichtspunkten ist hierbei die Hauptherausforderung, Stabilität trotz Zeitverzögerung durch meist passivitätsbasierte, regelungstechnische Konzepte sicherzustellen.
Ich wurde mit dem Preis ausgezeichnet, weil..
das publizierte, regelungstechnische Konzept, welches trotz wegweisender Vorarbeiten früherer Kollegen erst zum notwendigen Fortschritt geführt hat, auf meinen langjährigen Entwicklungen in der Teleoperation von Robotern fundiert. Die Erfindung ermöglicht zum ersten Mal eine sichere Fernsteuerung von Robotern bei Kommunikationsverzögerungen von mehreren Sekunden, so dass theoretisch ein Roboterarm auf dem Mond von der Erde aus gesteuert werden könnte.
Was mich an dem Projekt besonders motiviert hat, war, dass…
die jahrelange Entwicklungsarbeit unserer Forschungsgruppe in einer Weltraummission validiert werden konnte und dank des Human-Robot-Interaction-Labors der ESA zum ersten Mal ein Eingabegerät zur Fernsteuerung aller sechs Roboterfreiheitsgrade auf der ISS zur Verfügung stand. Eine weitere ganz persönliche Motivation rührt daher, dass ich im DLR Projekt SMiLE die Ergebnisse dieser Forschung auf der Erde in der Pflegeassistenzrobotik in Kooperation mit der Caritas wiederverwenden und -entwickeln kann.
Für die Zukunft wünsche ich mir,..
dass die entwickelten Ansätze zum Beispiel im Artemis-Programm Verwendung finden, in denen Roboter unter anderem aufgrund erhöhter Strahlenbelastung mehr Arbeiten vom Menschen werden übernehmen müssen.
Ich bin…
Dr. Harsimran Singh, Wissenschaftler am Institut für Robotik und Mechatronik (RMC-RM) am DLR in Oberpfaffenhofen.
Ich beschäftige mich mit…
innovativen Steuerungsstrategien für die haptische Darstellung und Teleoperation von Robotern für Weltraum- und humanitäre Einsätze. Dazu gehört auch die Entwicklung von Geräten, die in der Lage sind, die Telepräsenz zu verbessern und Feedback zu geben.
Ich wurde mit dem Preis ausgezeichnet, weil..
aus meiner Arbeit die Entwicklung einer zeitverzögerten Teleoperationssteuerung hervorgeht, die eine sichere Teleoperation eines Robotersystems von der Internationalen Raumstation aus ermöglicht, ungeachtet unvorhersehbarer Kommunikationsverzögerungen/-ausfälle.
Was mich an dem Projekt besonders motiviert hat, war, dass…
die Möglichkeit, an einer Weltraummission teilzunehmen und zu ihr beizutragen und ihre Abläufe aus erster Hand mitzuerleben, wobei Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation über ein Robotersystem in Echtzeit Aufgaben auf der Erde ausführen. Dies ist eine bemerkenswerte Erfahrung.
Für die Zukunft wünsche ich mir,..
dass die Erfindung angesichts ihrer zahlreichen Vorteile, zu denen vor allem die Sicherheit gehört, das Potenzial hat, ein Grundgerüst für die Teleoperation im Weltraum zu werden. Fortschritte bei den Steuerungsalgorithmen werden die Funktionalität dieser Innovation im Laufe der Zeit ergänzen und verbessern.
Gruppe 2
MirrorSAR: An HRWS Add-On for Single-Pass Multi-Baseline SAR Interferometry
Die Arbeit wurde im März 2022 in der renommierten Zeitschrift “IEEE Transactions on Geoscience and Remote Sensing“ veröffentlicht.
Seit Jahrzehnten liefert Synthetisches Apertur Radar (SAR) wetter- und tageslichtunabhängig Bilder und Höhenmodelle der Erde. Mit den nationalen SAR-Missionen TerraSAR-X und TanDEM-X nimmt Deutschland seit einem Jahrzehnt international die Führungsrolle in der Radarfernerkundung ein. In naher Zukunft werden Systeme mit mehreren Satelliten im Formationsflug, sog. multi-statische Systeme, dreidimensionale und tomographische Abbildungen der Erde mit unübertroffener Genauigkeit und eine Vielzahl weiterer innovativer Anwendungen ermöglichen, gerade auch in der Klimaforschung.
Multi-statische SAR-Systeme bringen zwei Herausforderungen mit sich: hohe Kosten durch viele komplexe Satelliten und Synchronisation der frequenzerzeugenden Oszillatoren auf verschiedenen Satelliten. Beide Fragestellungen werden durch MirrorSAR, ein neuartiges Systemkonzept für Radarsatelliten, elegant gelöst. Ein Hauptsatellit sendet Radarsignale zum Boden und mehrere Kleinsatelliten spiegeln das empfangene Rückstreusignal weiter zum Hauptsatelliten. Dort steht der Sende-Oszillator zur Verfügung, was die Synchronisation löst. Die Reduktion der Empfängersatelliten auf reine Spiegelung bedeutet geringe Komplexität und Kosten.
In dieser Arbeit haben wir unseren in einer DLR Phase-0/A-Studie erarbeiteten Missionsvorschlag zur Erweiterung eines monostatischen Hauptsatelliten durch MirrorSAR weiterentwickelt, wissenschaftlich aufgearbeitet, und durch Höhenmodell-Simulationen die erreichbare Genauigkeit greifbar gemacht.
Wir wurden mit dem Preis ausgezeichnet, weil…
wir im Team ein wegweisendes Systemkonzept für zukünftige multi-statische Formationen von MirrorSAR-Satelliten im Rahmen eines DLR-Projektes erarbeitet, und bis zu einer fundierten und weltweit beachteten wissenschaftlichen Veröffentlichung gebracht haben.
Der MirrorSAR-Systemvorschlag stellt eine Grundlage für zukünftige verteilte SAR-Missionen dar und trägt dazu bei, die herausragende Stellung der deutschen Forschung und Industrie im Bereich der hochauflösenden Radarfernerkundung zu erhalten.
MirrorSAR eröffnet und/oder steigert die Qualität einer Fülle innovativer Anwendungen wie Höhenmodelle, Tomographie, Geschwindigkeitsmessungen von Meeresströmungen, Abschätzung der Waldbiomasse sowie Walddegradation und -regeneration, 3D-Zustandsveränderungen in Permafrostböden, hochgenaue Volumenabschätzung bei der Eisschmelze, Geschwindigkeitsbestimmung von Schiffen und Eisschollen, etc.
Was uns bei diesem Projekt besonders motiviert hat, war, dass…
SAR eine Technologie ist, die lebt und sich ständig weiterentwickelt, und wir als DLR großen Einfluss darauf haben, in welche Richtung und wie schnell diese Entwicklung voranschreitet. So können wir mit unserer Arbeit dazu beitragen, die großen Umweltprobleme unserer Erde besser zu verstehen, und so hoffentlich auch einen Beitrag zu deren Lösung zu leisten.
Für die Zukunft wünschen wir uns,…
dass unser MirrorSAR-Systemkonzept zu einer Mission beiträgt, die Wissenschaft und Industrie den Zugang zu wesentlich verbesserten Produkten und neuen Anwendungen ermöglicht und damit die Kontinuität der erfolgreichen Radarfernerkundung in Deutschland sichert.
Preisträger:
Dr.-Ing. Josef Mittermayer
Dipl.-Ing. Allan Bojarski
Dr.-Ing. Mariantonietta Zonno
Dr.-Ing. Michelangelo Villano
Dr.-Ing. Markus Bachmann
Dr.-Ing. Stefan Buckreuß
Ich bin…
Dr.-Ing. Josef Mittermayer, Wissenschaftler am Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme beim DLR in Oberpfaffenhofen.
Ich beschäftige mich mit…
der Entwicklung und Performance zukünftiger SAR-Missionen, System-Engineering und SAR-Systemkonzepten.
Ich bin…
Dipl.-Ing. Allan Bojarski, Wissenschaftler am Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme am DLR Oberpfaffenhofen
Ich beschäftige mich mit…
der Entwicklung aktueller und zukünftiger SAR-Missionen sowie dem Monitoring und der Auswertung von SAR-Satellitenparametern.
Ich bin…
Dr.-Ing. Mariantonietta Zonno, Wissenschaftlerin am Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme am DLR in Oberpfaffenhofen.
Ich beschäftige mich mit…
der Entwicklung von zukünftigen SAR-Missionen und SAR-Systemkonzepten sowie der interferometrischen Performance-Analyse.
Ich bin…
Dr.-Ing. Michelangelo Villano, Leiter der Fachgruppe „NewSpace SAR“ am Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme am DLR in Oberpfaffenhofen und Lehrbeauftragter an der Universität Ulm.
Ich beschäftige mich mit…
der Leitung bahnbrechender Forschung zu interferometrischen und tomographischen Radarkonzepten mit synthetischer Apertur, die auf Schwärmen von Kleinsatelliten basieren und ein besseres Verständnis der dynamischen Phänomene auf der Erdoberfläche ermöglichen.
Ich bin…
Dr.-Ing. Markus Bachmann, Fachgruppenleiter der Gruppe Missions-Engineering am Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme am DLR in Oberpfaffenhofen.
Ich beschäftige mich mit…
der Aufnahmeplanung der laufenden Missionen TerraSAR-X und TanDEM-X sowie Beobachtungskonzepten für zukünftige SAR Missionen.
Der DLR-Wissenschaftspreis 2022 wurde an die zwei Einzelpreisträger Frau Dr. Celia Baumhoer und Herrn Prof. Jakob Runge vergeben.
Environmental drivers of circum-Antarctic glacier and ice shelf front retreat over the last two decades
Die Arbeit wurde im Mai 2021 in „The Cryosphere“ veröffentlicht. Ihre Arbeit steht im Kontext eines international hochbeachteten und gesellschaftlich relevanten Themas: der Auswirkung von klimatischen Veränderungen auf die Antarktis und deren Folgen für den weltweiten Meeresspiegelanstieg.
Bisher basierte die Quantifizierung des Gletscherrückgangs auf einer äußerst aufwendigen manuellen Kartierung von Kalbungsfronten. Somit waren großflächige und bestenfalls jährliche Analysen für die gesamte Antarktis nicht möglich. Hier setzt die Arbeit von Frau Dr. Celia Baumhoer an. Auf Basis ihrer Entwicklungen konnten Änderungen in der Ausdehnung des Antarktischen Eisschildes zirkumantarktisch für die letzten 20 Jahre automatisch erfasst und quantifiziert werden.
Preisträgerin:
Dr. Celia Baumhoer
Ich bin…
Dr. Celia Amélie Baumhoer, Wissenschaftlerin am Earth Observation Center (EOC) am DLR in Oberpfaffenhofen.
Ich beschäftige mich mit…
der Fernerkundung von kalten und polaren Regionen. Für diese unzugänglichen Gebiete eignen sich Erdbeobachtungsdaten besonders gut, um Veränderungsprozesse in der Kryosphäre (z.B. Gletscher, Eischilde, Schnee und Permafrost) zu analysieren und zu quantifizieren.
Ich wurde mit dem Preis ausgezeichnet, weil..
ich im Rahmen meiner Promotion eine Methodik entwickelt habe, wie man mit Hilfe von künstlicher Intelligenz die Position von Eisschelffronten aus Radarsatellitenbildern automatisiert ableiten kann. Dieses methodische Rahmenwerk wurde weiterentwickelt, um die gesamte Antarktische Küstenline abzuleiten und in Kombination mit bestehenden Datensätzen die Veränderung der Eisschelffläche für die letzten 20 Jahre erstmalig zu quantifizieren. Zudem war es in Kombination mit Klimadaten möglich, Faktoren zu identifizieren, die den Rückgang von Schelfeis begünstigen. Hierzu gehören beispielsweise eine verkürzte Meereisbedeckung, wärmere Ozeanoberflächentemperaturen, Schneeschmelze und stärkere Westwinde (diese lassen warmes Ozeanwasser aufsteigen und lassen das Schelfeis von unten schmelzen).
Was mich an dem Projekt besonders motiviert hat, war, dass…
die Ausdehnung des Antarktischen Schelfeises eine wichtige Rolle für den zukünftigen Meeresspiegelanstieg spielt. Zu verstehen, wie sich das Schelfeis in den letzten Jahrzehnten verändert hat und welche Umweltfaktoren dafür verantwortlich waren hilft, den zukünftigen Meeresspiegelanstieg besser abschätzen zu können.
Für die Zukunft wünsche ich mir,..
dass Vorhersagen basierend auf Erdbeobachtungsdaten robuster werden, um beispielsweise die Auswirkungen des Klimawandels besser absehen zu können.
Necessary and sufficient graphical conditions for optimal adjustment sets in causal graphical models with hidden variables
Die Arbeit wurde im Dezember 2021 auf der angesehensten, internationalen Tagung zum maschinellen Lernen, der NeurIPS 2021(Neural Information Processing Systems), veröffentlicht.
Herr Prof. Runge entwickelt und kombiniert in seiner Forschung innovative Methoden aus dem Bereich Datenwissenschaften und maschinellem Lernen, wie graphische Modelle, Kausalität und Deep Learning und verbindet diese stets mit Anwendungen, wie den Erdsystem- und Klimawissenschaften, aber auch anderen Gebieten wie solarterrestrische Forschung, Biogeochemie und Physiologie. Sein Fokus liegt auf der kausalen Inferenz, einem zentralen Zukunftsthema in der künstlichen Intelligenz. Mit seinen Arbeiten hat er dabei innerhalb kürzester Zeit einen internationalen Rang in diesem hoch kompetitiven Bereich des maschinellen Lernens erworben und gilt dort als einer der führenden Experten.
Preisträger:
Prof. Jakob Runge
Ich bin…
Prof. Dr. Jakob Runge, Gruppenleiter am DLR-Institut für Datenwissenschaften in Jena und Gastprofessor an der TU Berlin.
Ich beschäftige mich mit…
der Entwicklung neuer theoretischer Grundlagen und der dazugehörigen Tools um Wissenschaftlern am DLR und darüber hinaus zu helfen, Kausalbeziehungen aus Daten zu extrahieren.
Ich wurde mit dem Preis ausgezeichnet, weil…
ich einen neuen theoretischen Ansatz und eine daraus abgeleitete Methode entwickelt habe, die es erlaubt, kausale Beziehungen sehr genau, und sogar unter der Berücksichtigung von unbeobachteten Prozessen, zu berechnen.
Was mich an dem Projekt besonders motiviert hat, war, dass…
Kausale Fragen in vielen Bereichen der Wissenschaft und Industrie auftauchen. Die Herausforderungen sind oft ähnlich und es macht mir Spaß, neue Methoden für immer neue Problemstellungen zu entwickeln und zu sehen, wie vielseitig Kausale Inferenz einsetzbar ist.
Für die Zukunft wünsche ich mir,..
das Künstliche Intelligenz durch die Einbindung von kausalem Wissen robuster, interpretierbarer und beherrschbarer wird.
Der DLR-Wissenschaftspreis wurde 2021 an einen Einzelpreisträger, Herrn Dr. Zhang, und an eine Preisträgergruppe, Frau Dr. Ansari, Herrn Dr. de Zan und Herrn Parizzi, vergeben.
Self-Aware Swarm Navigation in Autonomous Exploration Missions
In der Natur ist Schwärmen ein kollektives Verhalten, das von einer großen Anzahl tierischer Lebewesen gezeigt wird, um ein Situationsbewusstsein und eine Anpassung zu erreichen, die über die Fähigkeiten jedes Einzelnen hinausgehen. Ein Schwarm autonomer Roboter kann – analog zu einem Schwarm in der Natur – ein riesiges außerirdisches Gebiet schnell erkunden. Im Vergleich zu den Single-Rover-Systemen, die in heutigen Weltraumforschungsmissionen eingesetzt werden, kann ein Schwarm gleichzeitige Beobachtungen an verschiedenen Orten durchführen und einen Single Point of Failure vermeiden. Ein Schwarm ist daher ein vielversprechendes Konzept und stellt einen Paradigmenwechsel in zukünftigen Weltraummissionen dar.
In dieser Arbeit untersuche ich die Grundlagen des Navigationsproblems eines solchen Roboterschwarms. Ein Ergebnis der Studie besagt, dass ein Schwarm seine Formation autonom anpassen kann, um Navigationsherausforderungen auf kollaborative Weise zu überwinden – genau wie Ameisen, die auf ihren Nahrungspfaden „lebende“ Brücken bauen, um Lücken zu überwinden.
Preisträger:
Dr. Siwei Zhang
Ich bin …
… Dr. Siwei Zhang, Forscher am Institut für Kommunikation und Navigation.
Ich beschäftige mich mit …
… der Frage, wie ein Roboterschwarm in rauen Umgebungen autonom navigieren kann. Ich habe ein Framework entworfen, das die Übermittlung von Navigationsinformationen über das Schwarmnetzwerk ermöglicht. Mit diesem Framework ist ein Schwarm in der Lage, seine Formation proaktiv anzupassen, um Navigationsherausforderungen zu meistern.
Ich wurde mit dem Preis ausgezeichnet, weil …
… die geleistete Arbeit ist besonders hilfreich, um autonome Schwärme mit vielen Rovern im Hinblick auf ein breites Anwendungsspektrum zu verstehen. Das ist die Basis dafür, Grundlagenforschung in Anwendungen zu bringen, wie solche, die im Juli 2022 in der weltraumanalogen Demo-Mission HGF ARCHES auf dem Ätna demonstriert werden sollen.
Was mich an dem Projekt besonders motiviert hat, war, dass …
… einen Roboterschwarm, der außerirdische Oberflächen erforscht, ist ein faszinierendes Thema, das man normalerweise nur in Science-Fiction-Filmen sieht. Ich bin sehr glücklich, dass ich von Anfang an Teil der Schwarmnavigationsforschung im DLR bin und mich in den letzten zehn Jahren intensiv damit beschäftigen konnte. Das DLR ist dank talentierter und netter Kollegen sowie spannenden Projekten genau die richtige Plattform. um solch eine Blue-Sky-Forschung zu betreiben.
Für die Zukunft wünsche ich mir, …
… dass ein Roboterschwarm mein entwickeltes Framework nutzt, um Mars oder Mond in einer zukünftigen Weltraummission intelligent zu erkunden.
Study of Systematic Bias in Measuring Surface Deformation with SAR Interferometry
Die Radar-Interferometrie ist eine weit verbreitete und oft eingesetzte Methode zur Messung von Veränderungen der Erdoberfläche, wie z.B. Deformationen durch Erdbeben und Vulkane, Hangrutsche, Auswirkungen von Bergbau, usw. Zwei verschiedene Methoden haben sich zur Auswertung von langen Zeitreihen etabliert, PS-InSAR und SBAS, jede mit ihren eigenen Vor- und Nachteilen.
In ihrem Paper zeigten die Preisträgerin und die Preisträger, dass es bei der SBAS Methode zu bisher unbekannten und daher unberücksichtigten Fehlern kommt. Diese Erkenntnisse wurden in der wissenschaftlichen Community zuerst sehr kritisch rezipiert, aber die Autor/inn/en bewiesen nicht nur die Existenz der Fehlerquellen, sondern quantifizierten diese darüber hinaus und überzeugten dadurch die Skeptiker.
Die neuen Erkenntnisse wirken sich auf alle laufenden und zukünftigen Radarmissionen aus und tragen erheblich zu einer Verbesserung der Messgenauigkeit bei.
Preistragende:
Dr.-Ing. Homa Ansari
Dr. Francesco De Zan
Alessandro Parizzi
Ich bin …
… Dr.-Ing. Homa Ansari, ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Methodik der Fernerkundung am DLR in Oberpfaffenhofen.
Ich beschäftigte mich mit …
… der Entwicklung neuartiger Algorithmen zur Extraktion von Bewegungen der Erdoberfläche aus Zeitreihen von SAR-Bildern unter Verwendung statistischer Signalverarbeitung und Ansätzen des Maschinellen Lernens.
Die neue Generation von SAR-Satellitenmissionen liefert eine beispiellose Datenmenge der Erdoberfläche mit globaler Abdeckung und einer wöchentlichen bis zweiwöchentlichen Frequenz. Diese Datenfülle ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung der Veränderungen der Erdoberfläche. Dies findet Anwendung bei der Beobachtung vulkanischer und seismischer Aktivitäten und liefert einen wichtigen Beitrag zu Frühwarnsystemen. Die Herausforderung besteht jedoch darin, aus dieser Fülle von Daten zeitnah genaue Informationen abzuleiten. Meine Mission war es, mathematische Algorithmen zu entwickeln, die effizienten Verarbeitung der Datenmengen unter Beibehaltung der Genauigkeit der extrahierten Informationen zu ermöglichen.
Mir wurde der Preis verliehen, weil …
… wir die Genauigkeit einer konventionellen und etablierten Technik für die Verarbeitung von SAR-Zeitreihen untersucht haben. Die herkömmliche Technik wird aufgrund ihrer Benutzerfreundlichkeit und Recheneffizienz von der wissenschaftlichen und kommerziellen Gemeinschaft verbreitet und regelmäßig genutzt. Wir haben gezeigt, dass die herkömmliche Verarbeitung in Gegenwart eines speziellen Signals stark verzerrt ist. Das Signal verschwindet mit der Zeit, daher bezeichnen wir es als Fading-Signal. Die wissenschaftliche Herausforderung dieser Arbeit bestand darin, die Existenz des Fading-Signals in den SAR-Bildzeitreihen nachzuweisen. Eine zweite Herausforderung war, die Kolleginne und Kollegen der wissenschaftlichen und kommerziellen Gemeinschaften von der Existenz diese Störsignals zu überzeugen und vor dessen Folgen zu warnen. Erwartungsgemäß stieß diese Arbeit zunächst auf Skepsis, aber wir konnten durch wissenschaftliche Vorträge, Diskussionsrunden und Kooperationen mit aktiven Mitgliedern der internationalen Gemeinschaft die Glaubwürdigkeit unserer Arbeit beweisen. Ferner haben wir gezeigt, wie unsere vorgeschlagenen, alternativen Algorithmen auch in Gegenwart des Fading-Signals genau bleiben.
An dem Projekt hat mich besonders motiviert, dass …
… die enormen Anstrengungen, die in die neue Generation von SAR-Satellitenmissionen investiert wurden, ein beispielloses Potenzial bieten, Naturgefahren zu verstehen, routinemäßig zu überwachen und dadurch Menschenleben zu retten. Besonders motiviert hat mich, zur Realisierung dieses Potenzials beizutragen, indem ich den Genauigkeitsverlust durch Big-Data-Verarbeitungsalgorithmen absichere und dadurch die Zuverlässigkeit der Techniken sicherstelle.
Um dieses Potenzial weiter auszuschöpfen, konzentrierte ich mich während der vier Jahre der Doktorarbeit darauf, alternative Datenverarbeitungsalgorithmen bereitzustellen und ihre Zuverlässigkeit und Genauigkeit sicherzustellen und zu belegen.
Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass …
… unsere neu entwickelten, effizienten und hochpräzisen Algorithmen in der routinemäßigen Überwachung der Verformung der Erdoberfläche Anwendung finden.
Unsere Techniken werden in die Standard-Datenverarbeitungskette des DLR integriert und operationalisiert. Auch andere Forschungseinrichtungen und kommerzielle Anwender haben unsere Logik in ihre Datenverarbeitung übernommen. Mein persönlicher Wunsch ist es, unsere Algorithmen im Routinebetrieb zu sehen, um Mehrwertdatenprodukte aus zukünftigen Satellitenmissionen innerhalb und außerhalb des DLR bereitzustellen.
Ich bin …
… Dr. Francesco De Zan.
Ich beschäftige mich mit …
… SAR Interferometrie, insbesondere für präzise Messungen der Bodenbewegungen.
Mir wurde der Preis verliehen, weil …
… wir ein interessantes Paper veröffentlicht haben, wo wir zeigen, dass bis jetzt nichtmodellierte Streukomponente eine signifikante Auswirkung auf Bewegungsmessungen haben. Diese Effekte sind typischerweise durch Wasservariationen in den Böden und Vegetation verursacht. Die Störungssignale können Fehler von mehreren Millimeter/Jahr erklären, das heißt, sie können schon dominant im Fehlerbudget sein.
An dem Projekt hat mich besonders motiviert, dass …
… ich hatte nur Bodeneffekte erwartet, die Beobachtungen waren aber mit dem entsprechenden Modell nicht kompatibel. Ich musste dann die Effekte der Vegetation verstehen und modellieren. Solche Überraschungen sind oft motivierenden.
Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass …
… die Störungen als Signal ausgenutzt werden können.
Ich bin …
… Alessandro Parizzi
Ich beschäftige mich mit …
… Entwurf und Entwicklung von Algorithmen für die SAR-Interferometrie, insbesondere zur Erkennung und Messung von Bodenbewegungen
Mir wurde der Preis verliehen, weil …
… ich die Versuchsplanung mit meinem know how unterstützt und zur Diskussion der Studienergebisse beigetragen habe.
An dem Projekt hat mich besonders motiviert, dass …
… das Verständnis der effektiven Fehler bei Verformungsmessungen unter Berücksichtigung auch ansonsten vernachlässigter physikalischer Effekte untersucht wurde.
Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass …
… die Berücksichtigung dieser Effekte beim Design zukünftiger InSAR-Algorithmen beiträgt und ich zum Verständnis der Leistungsfähigkeit zukünftiger Missionen beitragen konnte.




















